Kulturkreis Lahr

30 Jahre Kulturkreis Lahr
Was wäre, wenn ... ... sie sich nicht zusammengetan hätten vor 30 Jahren, die etwa 15 Entschlossenen, mit dem Ziel, in ihrer Stadt das Kulturleben um besondere Facetten auch schwer zugänglicher Stoffe der Moderne und Gegenwart zu ergänzen - an einem Ort, dessen heutiges Erscheinungsbild damals nur in der Phantasie bestand?
Was wäre, wenn sie nicht in Gummistiefeln im lehmfeuchten Moderloch des Stiftsschaffneikellers in mehreren Ladungen Flüssigbeton gewatet hätten? Was also wäre, wenn es den Kulturkreis und den unlösbar mit ihm verbundenen Stiftsschaffneikeller nicht gegeben hätte?

Würde der Stadt etwas fehlen?
In einem Beitrag zum 30-jährigen Jubiläum liegt die Antwort auf der Hand – was also würde fehlen?
Von einem langjährigen Vorstandsmitglied kann diese Antwort nur zum Teil objektiv ausfallen: Fehlen würden fast 700 Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Bereichen und in vielfältigen Formen der klassischen und modernen Musik, des Jazz, der Literatur, der Philosophie, des Kabaretts, des Theaters und deren Mischformen; fehlen würden den Verantwortlichen all die vorausgegangenen Gespräche und Diskussionen mit Künstlern und im Vorstandsgremium, die Vertragsverhandlungen, Abwicklungen und damit verbundenen Bauchschmerzen, fehlen würden aber vor allem die unzähligen Gespräche mit den Besuchern und Künstlern an der Bar in der Pause und nach der Veranstaltung.
Fehlen würde die Erkenntnis, dass Kulturarbeit Freude macht, Lustgewinn bringt, Freunde schafft, besondere Begegnungen ermöglicht, Denken und Handeln beeinfl usst. Fehlen würde die Einsicht, dass bürgerschaftliches Engagement sich lohnt, dass Mitgestalten und sich einmischen Identifikation und – Heimat schafft.
Fehlen würde aber auch die Erfahrung, wie viel Arbeit und Mühe das Geschäft mit der Kultur macht – vielleicht wären wir sonst doch lieber in der ersten Reihe der privaten Höhle geblieben.

Es gibt ihn, den Kulturkreis,
auch wenn der Anspruch der „Macher“, durch sorgfältige inhaltliche Auswahl und Beschränkung auf das, was von triftigem Interesse abseits kommerzieller Zwänge ist, zu manch wirtschaftlich schwierigem Jahr geführt hat.
Immer gelang es, durch Spenden, Unterstützung der Mitglieder und offene Ohren bei der Stadt Lahr im Gespräch über Mietzahlungen die bürgerschaftliche Kulturinitiative zu retten. Bürgerinnen und Bürger, Stadtverwaltung, Mitglieder und Freunde des Kulturkreises haben in vielfältiger Weise 30 Jahre ehrenamtliche Kulturarbeit mitgetragen und ermöglicht – sei es durch Mitgliedschaft, kritische und kreative Anmerkungen, aktive Mithilfe bei Veranstaltungen oder Renovierungsarbeiten, durch Inserate in unseren Programmheften und nicht zuletzt durch finanzielle Unterstützung.
Es gibt ihn, den Kulturkreis, und wenn sich auch die Gesichter des Vorstandes im Laufe von 30 Jahren immer wieder einmal verändert haben – die alten Fragestellungen sind nach wie vor gültig:

Welchen Beitrag kann die Kunst leisten?
Brauchen wir sie überhaupt? Brauchen wir sie etwa immer noch, wo uns Kabel und Satelliten einfach und bequem in hunderte von Probebühnen transportieren können?
Fragen, die – wo sonst – an der Bar im Stiftsschaffneikeller zu erörtern wären ...
Brigitte Vetter-Dittus